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Fertigungsindustrie

Der Maschinenbau ist weiterhin einer der wichtigsten Wachstumsmotoren der türkischen Wirtschaft. Dieser Sektor spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des breiteren Wirtschaftszweiges der Fertigungsindustrie der Türkei, vor allem aufgrund seiner Fähigkeit, halbfertige Erzeugnisse und Vorleistungen für Schlüsselsektoren wie Bau, Energie, Textilien, Landwirtschaft und Bergbau herzustellen und zu liefern. Der Sektor Maschinenbau in der Türkei ist bekannt für seine hohe Wertschöpfung und seinen hohen Anteil an Forschungs- und Entwicklungsleistungen bekannt – in der Türkei schliessen mehr als 450.000 Ingenieure jedes Jahr ihr Studium ab. Der Export-/Importanteil der Branche hat 52 Prozent erreicht, und die lokale Beschaffung macht rund 85 Prozent aller Eingänge auf der Produktionsebene aus..

  1. Der Gesamtexportwert der Maschinenindustrie erreichte 13,4 Milliarden USD im Jahr 2016, im Vergleich zu 5,2 Milliarden USD im Jahr 2005.
  2. Die Jahreswachstumsrate der Exporte im Maschinenwesen betrug zwischen 2005 und 2016 9 Prozent, was besser als die gesamte Exportwachstumsrate der Türkeiim gleichen Zeitraum darstellt.
  3. Als viertgrößte Exportindustrie der Türkei mit einem Anteil von 9 Prozent an den Gesamtausfuhren, werden türkische Maschinenprodukte in mehr als 200 Länder geliefert.
  4. 60 Prozent der gesamten Maschinenexporte gehen in EU-Länder und in die USA.
  5. Die Gesamtimporte der Maschinenbaubranche lagen im Jahr 2016 bei über 26 Mrd. USD, während im letzten Jahrzehnt ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 10,3 Prozent erreicht wurde, was die starke Binnennachfrage unterstreicht.
  6. Der Zufluss von ausländischen Direktinvestitionen (FDI) im Maschinenbau stellt eine bedeutende Quelle für den gesamten FDI-Zufluss dar und macht etwa 20 Prozent der gesamten FDI im Maschinenbau zwischen 2005 und 2015 aus.
  7. F+E-Ausgaben für den Maschinenbau erreichten im Jahr 2014 600 Millionen USD – ein Anteil von fast 10 Prozent an den gesamten F+E-Ausgaben der Türkei.

Maschinen- und Anlagenbau

Die Wettbewerbsfähigkeit der Türkei im Maschinensektor wird durch die günstigen Einsatzkosten und wichtigen entwicklungsfördernden Faktoren gestärkt. Zu den Einsatzkosten gehören wettbewerbsfähige Arbeitskosten, eine kostengünstige und zuverlässige Energieversorgung und logistische Vorteile auf Grundlage der geostrategischen Lage der Türkei. Zu den entwicklungsfördernden Faktoren zählen qualifizierte Arbeitskräfte, großzügige Investitionsanreize, eine innovationsorientierte Infrastruktur, eine starke Lieferantenbasis und inländische Cluster.

Der Zufluss von ausländischen Direktinvestitionen (FDI) im Maschinenbau stellt ebenfalls eine wichtige Quelle innerhalb des gesamten FDI-Zuflusses dar und hat einen Anteil von rund 1/5.

Die Wettbewerbsfähigkeit der Türkei im Maschinensektor wird durch günstige Arbeits- und Lohnnebenkosten sowie niedrige Energie- und Logistikkosten bestimmt. Zu den Erfolgstreibern gehören jedoch auch qualifizierte Arbeitskräfte, umfassende Investitionsanreize, eine innovationsorientierte Infrastruktur sowie eine flexible Lieferantenbasis mit tiefer Wertschöpfung.

Starke Impulse für den Maschinenmarkt und die Maschinenproduktion kommen nach wie vor von der Bauwirtschaft. Laut des nationalen Statistikamtes (TÜIK) expandierte die Bauwirtschaft im 3. Quartal 2017 real um 11,3%. Zeitweise legten die Investitionen in Bauvorhaben im 2. Quartal 2017 davor sogar um 22,5% zu. Der Markt für Bau- und Baustoffmaschinen bleibt wegen der zahlreichen Infrastrukturprojekte attraktiv. Für 2018 wird ein Wachstum in der Baubranche von insgesamt über 5% erwartet.

In 2017 wurden nach Angaben der türkischen Baumaschinenverbandes (IMDER) insgesamt 12.600 Baumaschinen abgesetzt. Mehr als 75% der verkauften Baumaschinen wurden aus dem Ausland importiert.

Die langfristigen Planungen sehen bis zum Jahr 2030 Infrastrukturinvestitionen von insgesamt 1.300 Mrd. USD vor. So sollen allein in die Stadtsanierung und den Wohnungsbau rund 400 Mrd. USD fließen. Etwa 350 Mrd. USD sind für Verkehrswege vorgesehen.

Aber auch die Kfz-Industrie und die elektrotechnische Industrie haben enormen Ausrüstungsbedarf. Durch die höheren Qualitätsansprüche der Maschinenkunden steigt die Nachfrage nach technologisch hochwertigen Anlagen und digitalisierten Systemlösungen in der Fertigung. Dementsprechend wird der türkische Markt für Werkzeugmaschinen fast zu 80% über Importe bedient, die in 2017 etwa 857 Mio. USD betrugen. Momentan rechnen Experten mit einem Umsatzanstieg von etwa 4%.

Einen Importwert von ca. 490 Mio. USD konnte der türkische Markt für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen verzeichnen.

Des Weiteren ist die türkische Textil- und Bekleidungsindustrie ein traditionell wichtiger Bedarfsträger für Maschinen. Das Land besitzt eines der weltweit bedeutendsten Fertigungskapazitäten und zeichnet sich durch eine entsprechende Wertschöpfungstiefe aus. In 2017 wurden für diesen Bereich Maschinenimporte von knapp 1,2 Mrd. USD getätigt.

Aktuell besteht im Bereich von Hygienepapier ein erhebliches Wachstumspotenzial. Auch der Bedarf an Druck- und Schreibpapier steigt stetig. Treibender Bedarfsträger ist vor allem die Verpackungsindustrie. Es ist zu erwarten, dass die geplante Greenfield-Investition der Kipaş Holding zum Aufbau einer Papierfabrik in Söke einen hohen Maschinenbedarf auslösen wird. Das Unternehmen investiert dort mehr als 500 Mio. USD in eine neue Fertigungsanlage.

Die Betriebsanzahl im Maschinenbau, die komplette Maschinen herstellen und mindestens 20 Mitarbeiter beschäftigten wird auf insgesamt etwa 3.000 Unternehmen geschätzt. So befinden sich unter den 500 umsatzstärksten Privatunternehmen der Türkei 11 Hersteller aus dem Maschinenbau. An der Spitze steht die türkische Borusan Makina, ein Hersteller von Baumaschinen, Generatoren und Pumpen, der einen Umsatz von ca. 1,5 Mrd. TL (~ 560 Mio. EUR) erzielt. Zu nennen ist auch die Bosch Termoteknik, die Heizungsanlagen und Klimasysteme produziert. An dritter Stelle ist die Daikin und vierter Stelle ist die Aksa Jeneratör zu finden.

Geografisch gesehen befindet sich der türkische Maschinenbau hauptsächlich in der wirtschaftlich am stärksten entwickelten Marmara-Region in den Provinzen Istanbul, Bursa, Istanbul, Kocaeli, Eskişehir und Sakarya. Darüber hinaus sind regionale Schwerpunkte in Ankara, Konya, Izmir und Gaziantep festzustellen.

In Abhängigkeit vom Fertigungsstandort erhalten Maschinenbauunternehmen staatliche Investitionsförderungen. Unter anderem Steuer- und Zollerleichterungen, Grundstückzuteilungen sowie Zuschüsse zu den Sozialversicherungsabgaben. Für die Inanspruchnahme der Subventionen muss der Projektträger beim türkischen Wirtschaftsministerium ein Förderzertifikat beantragen und bestimmte Auflagen erfüllen.

Nach Schätzungen des Industrieministeriums werden bei der Herstellung von Maschinen durchschnittlich etwa 85% einheimische Zulieferteile eingesetzt, was für eine relativ hohe Wertschöpfungstiefe spricht.

Bei technisch anspruchsvollen Maschinen und Anlagen sind jedoch die türkischen Abnehmer nach wie vor von Importen aus dem Ausland abhängig. Die einheimischen Maschinenhersteller besitzen hier außer Preisvorteilen keine wettbewerbsspezifischen Vorteile.

Kooperationen mit ausländischen Technologieanbietern sind daher beliebt. Das türkische Ministerium für Wissenschaft und Technologie hat mittel- und langfristige Ziele für den türkischen Maschinen- und Anlagenbau definiert. Das Strategiedokument enthält einen konkreten Aktionsplan für den Maschinensektor bis zum Jahr 2020. Durch den Einsatz fortgeschrittener Technologien soll die internationale Konkurrenzfähigkeit der Maschinenbauindustrie gesteigert und die digitale Erneuerung der Produktionssysteme vorangetrieben werden.

Das türkische Industrieministerium startete 2018 dementsprechend ein „Programm zur Förderung von Hochtechnologien“, das die Weiterentwicklung des nationalen Maschinenbaus fördern soll. Laut aktuellen Regierungsplänen sollen 2018 und 2019 die betrieblichen Neuinvestitionen in Maschinen und Anlagen von der Mehrwertsteuer befreit werden. Zum Ausbau der lokalen Maschinenbauindustrie setzen die Investoren nun verstärkt auf die Digitalisierung (Industrie 4.0).

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